Welches Feature sollten wir als nächstes umsetzen?

Als Produktmanager gehört es zu meinen Aufgaben, die Ideen rund um das Produkt zu sammeln. Und das sind viele.

Gerade wenn das Produkt ein Internet-Projekt ist, kommen täglich Vorschläge von den Nutzern selbst. Darüber hinaus sammle ich alle Ideen, die meine Kollegen mir erzählen. Auch aus eigenen Recherchen und der technischen Entwicklung füllt sich die Liste mit „Feature Requests“ (Produktwünschen) mehr und mehr.

Für das Produkt moviepilot habe ich auf diese Weise weit über 500 Ideen in einer Liste gesammelt. Aus dieser Themenliste gilt es nun, die wichtigsten Produkteigenschaften zuerst umzusetzen.

Wie priorisiere ich nun das die Produkt-Themen?

Genau dazu hat der Scrum Master Mike Cohn einen Vortrag gehalten, den ich mir bei InfoQ online als Video angesehen habe. Dabei möchte ich  heute auf einen Ansatz eingehen: die Kano-Analyse.

Kano-Analyse

Bei der Kano-Analyse teilt man die möglichen Produkteigenschaften (Features) in verschiedene Kategorien auf:

  • Exciter – begeistern den Kunden
  • Linear Features – je mehr, desto besser
  • Mandatory Features – Pflicht-Eigenschaften

Diese Kategorien kann man mit etwas überlegen selbst den Features zuordnen. Cohn nennt diese Methode expert opinion.

Beispiel Mobiltelefon: Eine Touchscreen-Bedienung ist ein Exciter, denn sie ist (noch) ungewöhnlich und keiner hat diese Bedienweise explizit verlangt, bevor sie existierte. Die Akkulaufzeit ist ein lineares Feature, denn davon hat man nie genug. Das Telefonieren selbst ist eine Pflicht-Eigenschaft – dazu ist ein Telefon schließlich da. 😉

Empirie

Ein anderer Weg der Zuordnung ist die Benutzerbefragung. Schon 20-30 Personen zu fragen hilft weiter. Da nicht alle Kunden gleiche Vorstellungen haben, sollte man zunächst aber die verschiedenen Benutzertypen (bzw. Personas) für das Produkt herausfinden und diese gruppiert befragen.

Zu jeder Eigenschaft, die man prüfen will, sollte man zwei Fragen stellen:

  • funktionale Frage: Wie fühlen Sie sich, wenn diese Eigenschaft vorhanden ist?
  • dysfunktionale Frage: Wie fühlen Sie sich, wenn diese Eigenschaft fehlt?

Die Antwortmöglichkeiten sind jeweils:

  • Ich mag es.
  • Ich erwarte es.
  • neutral.
  • Damit kann ich leben.
  • Ich mag es nicht.

Aus den Antworten kann man dann eine Matrix erstellen, die zeigt, in welche Kategorie das gefragte Feature gehört:

dysfunktional
mag ich erwarte ich neutral kann ich mit leben mag ich nicht
funktional mag ich Fraglich Exciter Exciter Exciter Linear
erwarte ich Gegenteilig Indifferent Indifferent Indifferent Pflicht
neutral Gegenteilig Indifferent Indifferent Indifferent Pflicht
kann ich mit leben Gegenteilig Indifferent Indifferent Indifferent Pflicht
mag ich nicht Gegenteilig Gegenteilig Gegenteilig Gegenteilig Fraglich

Dazu ergeben sich dann drei weitere Antwort-Kategorien: fragliche, gegenteilige und indifferente. Die fraglichen Antworten sind Antworten, die sich widersprechen. Wenn eine Person ein Feature gleichzeitig mag und nicht mag beispielsweise. Die gegenteiligen Antworten weisen darauf hin, dass der Nutzer dieses Feature nicht mag (obwohl wir gerade darüber nachdachten, es einzubauen). Die indifferenten Antworten zeigen, dass das fragliche Feature dem Nutzer egal ist. Das kann man sich also sparen.

Anwendung

Das Produkt-Backlog kann nach der Kano-Analyse auf folgende Weise priorisiert werden:

  • Entwickle alle Pflicht-Features.
  • Treibe die linearen Features soweit wie möglich.
  • Aber lasse etwas Raum für mindestens ein paar Exciter-Features.

Mit dieser Methode vermeidet man Features zu bauen, die keiner braucht und keiner haben will. So kann man idealerweise die ganze Kraft darauf verwenden, ein Produkt zu entwickeln, das die Nutzer benutzen und lieben werden.

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